ES LIEF NICHTS NACH PLAN… Der Donnerstagsblog mit Isabelle ?

69646697_2405814483075309_8756547188139491328_n

Ich habe euch letztens von meiner kleinen Patientin berichtet, bei der wir das Trinken mit dem Becher üben wollen. Zusätzlich haben die Mama und ich noch eine andere Flasche bestellt. Bei dieser besonderen Flasche kann man die Flüssigkeit vorne herausdrücken. Die Milch sammelt sich am vorderen Teil der Flasche, so dass der Säugling sie über die Lippen abnehmen kann. Diese kann man nutzen, wenn die Kleinen nicht in der Lage sind zu saugen. Einige von euch wissen vielleicht, welchen Sauger ich meine. Da ich hier aber keine Werbung machen möchte, lasse ich den Namen einfach weg.

Ich wollte nicht sofort in den Mund der Kleinen gehen und eine Saugstimulation starten. Durch ihren schweren Start ins Leben, auf Grund ihrer Frühgeburt, einer Herzoperation und der Trinkschwäche, ist die Patientin wahrscheinlich sehr traumatisiert. Zusätzlichen Stress und eine eventuelle Überreizung wollte ich gerne vermeiden. Deswegen überlegte ich, wie ich die äußeren Umstände anpassen könnte. Also entschied ich mich, vorerst vom üblichen Sauger weg zu gehen und auf andere Hilfsmittel zu zugreifen (wie Trinkbecher oder eine andere Art von Saugflasche). Solche hatten wir ausführlich in meinem letzten Modul meiner Weiterbildung besprochen.

Passend zum nächsten Termin erhielt die Mutter den anderen Sauger und den Trinkbecher. Wir entschieden uns erst einmal dazu die Flasche auszuprobieren. Ich durfte mal wieder lernen, auch noch nach neun Jahren Berufserfahrung, dass es nicht immer, wie im Kopf geplant abläuft. Zu oft reagiert der Patient anders, als vorgestellt. Diese Erkenntnis haben wohl schon einige Therapeuten erfahren dürfen. Schon oft musste ich flexibel sein und komplette Pläne spontan umschmeißen oder anpassen. Ich würde von mir behaupten, dass ich diese Flexibilität relativ gut umsetzen kann. Gerade in der Therapie mit Säuglingen muss ich diese Fähigkeit mit Sicherheit noch häufiger einsetzen. An dem besagten Tag hatte ich das jedoch nicht im Hinterkopf und somit auch nicht darauf vorbereitet. In dieser Therapie lief leider nichts nach Plan.

Ich war in voller Vorfreude auf die Therapieeinheit und auf die Trinkversuche. Die ersten Tropfen Milch probierte das Mädchen dann auch. Sie wurde aber sehr schnell unruhig, bewegte sich viel, streckte sich und weinte schließlich. Da die Mama den neuen Sauger nicht kannte, wollte ich den ersten Versuch starten. Wahrscheinlich bemerkte das Kind meine Unsicherheit, die mich umtrieb. Es war mal wieder ein Moment indem ich die Theorie praktisch umsetzen wollte. Tja, leider gelang dies nicht so, wie ich mir das vorstellte. Zunächst versuchten wir, die Kleine zu beruhigen. Im späteren Versuch nahm sie von der Mama auch nichts mehr ab. Den kleinen Becher gab ich ihnen mit nach Hause. Außerdem zeigte ich der Mama, wie sie ihr Kind in der Seitenlage füttern kann. Nun muss ich mich darauf verlassen, dass sie es zu Hause ohne meinem Beisein probiert. An dem Tag war die Kleine sehr müde. Nachdem die Mama sie im Tragesystem hatte, ist sie sofort eingeschlafen. Trinkversuche sollten bei genügend Wachheit erfolgen. Leider ist niemand auf Knopfdruck wach und fit und schon gar nicht ein fünf Monate altes Baby. Dieser Punkt war mir nun auch klar. Wir versuchen es in der nächsten Woche erneut. Wachheit war bei meinen anderen Therapiekindern sonst weniger ein Thema, so dass ich dies bei der Terminplanung nicht bedachte. Kinder über drei Jahren schlafen meistens mittags und nicht mehrmals mitten am Tag. An gehäufte Schlafphasen von Säuglingen muss ich mich wohl erst noch gewöhnen und mich besser darauf einstellen.

Eure Isabelle